Ja, ich gebe es zu: eigentlich habe ich mich nur beworben, die Bayerische Landesausstellung 2016 „Bier in Bayern“ in Aldersbach zu führen, da ich mich so motivieren konnte, mehr über unser 5. Element in Bayern (was ja irgendwie einfach zu Bayern gehört!) zu lernen.
Denn normalerweise ziehe ich Wein dem Bier vor, aber was tut man nicht alles, um sich fortzubilden ;-)…. Also schaute ich mir mit einer Kollegin diverse Brauereien in der näheren und weiteren Umgebung (sogar in Tschechien und Österreich!) an und „musste“ natürlich auch die verschiedensten Biere (inklusive der „neuen“ Craft-Biere) probieren und was stellte ich fest? Bier ist interessanter, als ich dachte!
Ebenfalls positiv überrascht war ich auch von unserer Schulung über die Ausstellung, die bereits im Herbst vergangenen Jahres stattgefunden hatte sowie über die ganzen Materialien, die uns das Haus der Bayerischen Geschichte (http://www.hdbg.de) im Vorfeld der Ausstellung zukommen ließ! Wer glaubt, über Bier in Bayern gäbe es nicht viel zu erzählen (oder lernen!), der irrt sich gewaltig!
Was sind nun so meine Lieblingspunkte der Ausstellung „Bier in Bayern“?
Nach einer kurzen Ouvertüre kommen Sie zum Geist der Darre. Um Ihnen die Überraschung nicht zu verderben, sage ich hier nur so viel: drücken Sie den Buzzer und erschrecken Sie nicht! …
Mein Lieblingsort in der Ausstellung ist der Tisch, an dem man die Rohstoffe sehen und riechen kann, die entweder früher ins Bier kamen oder heute noch kommen. Jedes Mal, wenn ich am Gagel (ein Kraut) rieche, würde ich gerne früher gelebt haben, um ein Bier zu probieren, das damit gewürzt war… seufz… Aber das Reinheitsgebot von 1516 (in das Bier darf nur Gerste, Hopfen und Wasser) hat den Gagel leider nicht erwähnt (was auch verständlich ist, denn schließlich wächst er bei uns in Bayern nicht wirklich…..) und so werde ich diese Gelegenheit wohl nie bekommen. Doch halt! Die Hefe hat man doch auch nicht erwähnt, obwohl sie zum Bier brauen unbedingt nötig ist! Das stimmt, denn -und jetzt kommt eine wilde Spekulation von mir!- zum einen musste man die Hefe ja nicht unbedingt aktiv zugeben (es reichte, die Gärbottiche zwischen den verschiedenen Suden nicht perfekt zu säubern oder auf Hefepilze in und aus der Luft zu warten), zum anderen dachte man, dass Hefe kleine Tierchen seien, die Zucker fressen, Alkohol pieseln und Kohlensäure pupsen und so etwas schreibt man doch nicht in eine Bayerische Landesordnung (wie das „Reinheitsgebot“ eigentlich heißt!), oder?!?
Was mir vor den Führungen durch die Landesausstellung auch nicht so bewusst gewesen war, war die Wichtigkeit, die ein Wirtshaus vor allem im 19. und dann auch im frühen 20. Jahrhundert für einen Ort hatte. Der Amtsarzt August Berger sagte 1857/8 in seinem Physikatsbericht sinngemäß: „Wer nicht ins Wirtshaus geht, ist entweder arm oder blöd!“ und er meinte damit, dass nur der, der im Wirtshaus ist, die wichtigen Geschehnisse eines Ortes mitbekommt, denn dort wurde Politik gemacht und die wesentlichen Geschäfte getätigt.
Natürlich hat man aber dort auch Karten gespielt und mir gefällt die Schellen Sieben am allerbesten, auf der man eine Frau sieht, die ihren gehunfähigen Mann auf der Schubkarre nach Hause bringt (aber selbstverständlich hat der Arme als Wegzehrung noch eine Maß dabei!). In der Ausstellung werden aber auch die Schattenseiten des übermäßigen Bierkonsums gezeigt: wie verändert sich der hübsche „Kund“ (bayerisch = Mann), wenn er ein Leben lang säuft? Wie sieht ein „Münchner Bierherz“ aus? Wie viel Geld kostete ein Viehrausch bzw. die Nacht in einer Ausnüchterungszelle?
Den Raum, der den Erfindern und Bierpionieren gewidmet ist, muss man, wie ich finde, unbedingt mit einer Führung erleben, denn hierüber gibt es so viel zu erzählen! Warum hat ein milder Winter Carl von Linde sehr geholfen? Was entdeckten drei Brauerssöhne in England? Und was, bitteschön, hat diese komische „Taucherglocke“ mit gutem Bier zu tun?
Dieser komische Apparat ist ein Hefereinzuchtapparat, ohne den unser Bier auch heute noch jedes Mal anders schmecken würde, denn nur durch ihn schafft es der Brauer, dass nur genau die Hefe ins Bier kommt, die er haben will und nicht irgendwelche „Zufalls“hefen.
Und dann gibt es noch den Raum mit den Bierpersönlichkeiten, wie der Schützenliesl oder dem Josef Groll, dem Niederbayern, der das Pilsener „erfunden“ hat oder den Raum mit den unterschiedlichsten Maßkrügen (unter anderem dem ältesten Exponat der Ausstellung!) und zum Schluss das Finale in der alten Bibliothek, in der man selbst ganz viel erkunden kann! Nicht zu vergessen beim Wirtshaus die kurzen Filme mit Luise Kinseher als Kellnerin – ein Genuss! Aber darüber kann man nicht schreiben, das muss man einfach selbst sehen – also, worauf warten Sie eigentlich noch? 🙂
Bis bald in Aldersbach! Mehr Infos finden Sie unter: http://www.hdbg.de/bier/