Eigentlich…… Eigentlich ging ich zu Fatih Cevikkollus Auftritt “Fatihtag” ins Scharfrichterhaus, da ich gespannt war, wie ein Deutsch-Türke aus Köln es schafft, das Thema Flüchtlinge kabarettistisch aufzuarbeiten. Dies wollte ich dann in Beziehung zu einem Bericht setzen, den uns der Helferkreis Bahnhof geschickt hatte. Denn noch immer sind die Flüchtlinge in Passau ein Thema, wenn auch, Gott-sei-Dank, anders als in Köln oder Bautzen. Hier kommen immer noch jeden Tag Hunderte an und hier helfen immer noch viele, viele Ehrenamtliche, deren Flucht etwas angenehmer zu machen bzw. sie medizinisch zu versorgen. Und auch, wenn unsere Gäste manchmal befürchten, in Passau von Flüchtlingen “überrannt” zu werden, so muss ich sagen, dass man dies alles als “Normalbürger” oder Gast gar nicht mitbekommt (vielleicht auch, weil die Stadt Passau, Polizei und Ehrenamtliche einfach wahnsinnig tolle Arbeit leisten und eine reibungslose Hilfe leider kaum “Nachrichtenwert” hat…).
Tja, und nun sprach Fatih Cevikkollu das Thema Flüchtlinge – anders als erwartet – leider kaum an… Dafür lieferte er, der quasi “Döner für´n Kopp” bot, nah beim Publikum Vieles, was mich zum Nachdenken brachte (“eigentlich sollte ein Gegenstand benutzt und Menschen geliebt werden, doch leider ist es bei uns oft umgekehrt” oder “in Deutschland herrscht ein inoffizielles Kastensystem – wir trennen doch schließlich auch unseren Müll”), viele Wortspiele, z.B. über Erdogan, den er wegen der Nähe zu Putin, den “großen Bosporussen” nannte, aber auch viele Geschichten und Zitate (“Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss – Joh. Gottfried Herder”). Und auch, wenn ich mich trotz des roten Anzugs oft fragte, wo denn der rote Faden im Programm sei, so bewunderte ich seine Interaktion mit dem Publikum, seinen Wechsel zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit und seinen Umgang mit Sprache.
Alles in allem war es einfach ein wunderbarer Abend – amüsant, witzig, manchmal auch tiefgängig (“denn schließlich bringen wir Deutschen ja auch denn nötigen Ernst für Kabarett mit”) und vor allem konnten wir Fatih Cevikkollu, der am Abend davor erst im Schlachthof im BR (Sendung mit Fatih Cevikkollu) aufgetreten war, quasi hautnah erleben, da er uns in seinen Auftritt oft mit einbezog.
Wir haben hier in Passau mit dem Scharfrichterhaus ein Juwel in der Stadt, auf das wir stolz sein können. Wir bekommen hier mit viel Herzblut ein Programm geboten, auf das manche Großstadt stolz wäre.
Eigentlich sollten wir diese Möglichkeit viel öfter wahrnehmen….. Und warum tun wir es dann nicht einfach?!?